Jörn Tschirne

 

Die ersten 100 Tage im neuen Job - Erfolg beginnt am ersten Tag

Sie haben es geschafft! Nach der erfolgreich abgeschlossenen Bewerbungsphase steht der erste Arbeitstag im neuen Unternehmen bevor. Damit Ihr Einstieg nach Mass verläuft, müssen Sie sich auf diesen gut vorbereiten. Nicht nur im beruflichen Umfeld gibt es hierbei einiges zu beachten, sondern auch im familiären Bereich.
Beim Start in Ihren neuen Job können Sie jetzt beweisen, dass Sie das Vertrauen verdient haben, das man in Sie setzt. Und sie können den Grundstein für eine erfolgreiche Zusammenarbeit legen. Über das, was Sie in den ersten Tagen tun oder lassen sollten, informieren wie Sie in diesem Artikel.


Die ersten 100 Tage im Beruf

Das Studium ist beendet, die Bewerbungsphase ist erfolgreich mit der Vertragsunterzeichnung abgeschlossen worden – der erste Arbeitstag steht kurz bevor.
Eine spannende Zeit liegt hinter Ihnen, eine noch spannendere Zeit vor Ihnen. Jetzt können Sie so richtig Gas geben und zeigen, was in Ihnen steckt. Doch Vorsicht: Mit durchdrehenden Reifen bewegen Sie sich nicht von der Stelle und werden womöglich als Hindernis wahrgenommen. Wie beim Autofahren so ist es auch bei der beruflichen Entwicklung notwendig, das richtige Zusammenspiel vom Gas und Gangschaltung zu beachten, um Fahrt aufzunehmen. Bedenken Sie bei Ihrer „Jobfahrt“, dass Sie aufgrund Ihres Fachwissens und Ihrer Persönlichkeit eingestellt wurden, nehmen Sie also die Fahrt auf, die zu Ihnen passt.
Das gilt besonders in den ersten 100 Tagen im neuen Job. In dieser Zeit steht man nicht nur unter der Beobachtung von Kolleginnen und Kollegen, sondern Sie selbst sind ebenfalls sehr kritisch mit sich selbst. Und das ist gut – denn dann haben Sie die Möglichkeit Ihre eigene Leistung einzuschätzen und evtl. Änderungen in der Arbeitsweise oder im Verhalten vorzunehmen.


Der erste Tag beginnt mit dem Tag null

Die optimale Vorbereitung auf den ersten Tag hilft Ihnen, diesen und die folgenden Tage leichter zu durchlaufen. Egal, ob Sie in der ersten Woche die einzelnen Abteilungen des Hauses kennenlernen oder ob Sie sofort ins Tagesgeschäft einsteigen.


Der Umzug / die Anfahrt

Vielleicht müssen Sie in eine neue Stadt ziehen. Dann sollten Sie darauf achten, dass Sie rechtzeitig umziehen. Erfahrungsgemäß lässt Ihnen eine Frist von zwei Wochen vor dem eigentlichen Arbeitsbeginn genügend Luft, sich mit der neuen Umgebung vertraut zu machen und die notwendigsten Einkäufe vorzunehmen. Auch die Anmietung eines möblierten Zimmers kann Ihnen einen Teil des Umzugsstresses beim Start im neuen Unternehmen nehmen.

Planen Sie auch Ihre Anfahrt genau. Nichts ist schlimmer als am ersten Tag zu spät zu kommen. Das würde sich wie ein Lauffeuer verbreiten und der Satz „Seien Sie pünktlich“ könnte Sie über einen längeren Zeitraum begleiten. Überlegen Sie sich, ob es sinnvoller ist, am ersten Tag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen.


Die Kleidung

Welche Kleidung ist dem Stil des Unternehmens angemessen? Einen Eindruck der Kleiderordnung haben Sie im Vorstellungsgespräch erhalten. Für den ersten Tag gilt, dass Sie problemlos ein wenig overdressed sein dürfen. Jeder Mitarbeiter hat Verständnis dafür, dass man in den ersten Tagen für die richtige Kleidung ein Gefühl entwickeln muss. Sie sollten aber an keinem einzigen Tag im Unternehmen underdressed auftreten. Zuverlässigkeit und Loyalität spiegeln sich auch in der Kleidung wider.

Achten Sie bei Ihrer Kleidung darauf, dass diese genauso perfekt ausfällt wie beim Vorstellungsgespräch. An Ihrem ersten Tag werden Sie sehr viele Personen kennen lernen und einen wichtigen ersten Eindruck hinterlassen. Und wer möchte diesen schon mit weißen Tennissocken zum Anzug, ungeputzten Schuhen oder abgelaufenen Hacken hinterlassen?


Die „Softskill“ Vorbereitung

Nutzen Sie die Zeit bis zum Berufseinstieg, um sich notwendige Softskills anzueignen, die Sie in den ersten Tagen Ihres beruflichen Eintritts benötigen. Dieses könnte z.B. eine Teilnahme an einem Präsentationskurs sein, wenn Sie schnell mit Kunden in Kontakt kommen. Auch ein gutes Zeitmanagement kann Ihnen in den ersten Tagen sehr hilfreich sein, wenn die neuen Aufgaben Sie scheinbar überfluten und fordern. Lesen Sie fachübergreifende Literatur und bilden Sie sich ständig weiter.


Die unternehmensbezogene Vorbereitung

Gehen Sie noch einmal alle Informationen über die Firma durch, die Sie aufgrund Ihrer Bewerbungsrecherche oder im Vorstellungsgespräch erhalten haben. Auch sollten Sie sich noch einmal über die Homepage des Unternehmens über die Aktivitäten informieren. 
Mit diesem aufgefrischten Wissen können Sie viele Informationen bei der Vorstellungsrunde am ersten Tag besser verarbeiten.
Bereiten Sie sich auch noch einmal darauf vor, die Fragen von Mitarbeitern zu beantworten, die gerne wissen möchten, welche Ausbildung Sie haben, wie Sie zu diesem Unternehmen gekommen sind oder welche Aufgabenschwerpunkte Sie übernehmen werden.


Und die Familie?

Denken Sie beim Beginn Ihrer Tätigkeit auch daran, Ihre Familie vorzubereiten. Sprechen Sie offen aus – auch wenn es „normal“ ist – dass Ihre Freizeit in den ersten 100 Tagen etwas enger bemessen ist. Hierfür werden Ihre Angehörigen Verständnis haben, vor allen Dingen dann, wenn Sie Ihre Zusagen „Heute Abend gehen wir um 20 Uhr ins Kino“ auch einhalten. Die Familie bzw. der Partner gibt Ihnen einen starken Rückhalt bei der Gestaltung Ihrer beruflichen Laufbahn.


Der erste Tag beginnt

Wenn Sie meinen, dass das Vorstellungsgespräch aufregend, spannend und interessant war, so ist es der erste Tag mit Sicherheit auch. Sie lernen einen Großteil des Betriebes kennen, die Vorgesetzten, Ihre Kollegen und Mitarbeiter. In dieser Vorstellungsrunde können Sie bereits einen ersten Eindruck erhalten, wer für die Weitergabe von welchen Informationen zuständig ist.


Die Hierarchiestufe

An diesem ersten Tag haben Sie bereits die Möglichkeit die Hierarchiestufen im Unternehmen kennenzulernen. Diese ergeben sich nicht nur aufgrund der Türschilder, die evtl. Auskunft über den Namen des Mitarbeiters geben und über die Position. Aus der Aufgabenbeschreibungen „Herr Müller koordiniert bei uns die gesamten Warenbewegungen zwischen den einzelnen Lagern“ können Sie häufig wichtige Rückschlüsse auf die Position im Unternehmen ziehen. Wenn Sie in der Hierarchiestufe weiter nach oben wollen, dann sind diese Personen oft richtungsweisend, wenn sie gut über Sie sprechen.


Der erste Kontakt

Seien Sie freundlich und begrüßen Sie Ihre neuen Kollegen per Handschlag. Damit stellen Sie bereits den ersten persönlichen Kontakt her. Seien Sie ehrlich an der Arbeit der anderen interessiert. Jeder neue Kollege kann Ihnen das Berufsleben vereinfachen indem er Sie mit Wissen und Informationen unterstützt. Bedanken Sie sich für jedes Gespräch und nennen Sie dabei den Namen Ihres Gesprächspartners. Damit prägen Sie sich auch automatisch den Namen besser ein.


Das erste Mittagessen

Nutzen Sie das erste Mittagessen um Kontakt zu Ihren Kollegen zu bekommen. Beim Gang in die Kantine erhalten Sie interessante Eindrücke und Ansichten. Aber Achtung: Es ist nicht alles wahr, was Sie hören. Achten Sie darauf, dass Sie bei Antworten nicht aus dem Nähkästchen plaudern und keine Interna aus Ihrem alten Betrieb oder Praktikum preisgeben.


Die erste Tätigkeit

Häufig erhalten Sie am ersten Tag eine Aufgabe, mit der Sie Ihr Arbeitsumfeld näher kennen lernen. Hinterfragen Sie, wofür Ihr Ergebnis weiterverwertet wird. Dieses gibt Ihnen die Möglichkeit bereits die erste Aufgabe gut zu erledigen.


Der erste Feierabend

Vergessen Sie nicht, sich nach Ihrem ersten Arbeitstag von Ihrem Vorgesetzten persönlich zu verabschieden. Das zeigt eine Verbundenheit zum Team und Respekt. In vielen Fällen wird dieser Anlass auch noch zu einem Gedankenaustausch genutzt.


100 Tage zum Fuß fassen

Die ersten 100 Tage sind als Bewährungsprobe zu sehen. Nach 100 Tagen sollten Sie mit den täglichen Routinearbeiten und -abläufen vertraut sein und wissen, wie „der Hase läuft“. Sie kennen Ihr Terrain und können abschätzen, was von Ihnen heute und in Zukunft erwartet wird. Gleichzeitig sollten Sie Ihre Weichen so gestellt haben, dass Sie sich bei den Kollegen als angesehener Mitarbeiter positioniert haben und Ihre Arbeitsergebnisse geschätzt werden. Achten Sie auf die folgenden Punkte:


Gesunde Netzwerke

Um ein Netzwerk aufzubauen, bedarf es der Kontaktaufnahme mit den einzelnen Mitarbeitern. Die ersten Kontakte ergeben sich am ersten Tag, bei Besprechungen oder in der Kantine. Bei größeren Unternehmen erreicht man allerdings nicht alle Mitarbeiter, die für das Netzwerk interessant sein können. Entsprechend sollten Sie die Möglichkeit des E-Mail-Verkehrs nutzen, um sich allen Mitarbeitern inklusive eines Bewerbungsbildes vorzustellen.

Netzwerke helfen Ihnen dabei, schneller an richtige und wichtige Informationen zu kommen und somit Ihre Arbeit schneller und besser zu erledigen. Nutzen Sie deshalb besonders zu Beginn den persönlichen Kontakt. Hier schafft das Telefonat unter Umständen schneller eine Vertrauensbasis als das Schreiben von E-Mails und beschleunigt den Arbeitsprozess. Dadurch sparen beide Gesprächspartner Zeit und Energie.

Im gesunden Netzwerk tauschen Sie sich aus und erhalten besonders zu Beginn wertvolle Informationen über die „richtige“ Vorgehensweise – übernehmen Sie also die guten Ideen. Sie reduzieren damit Ihre Fehleranzahl, die sich fast zwangsläufig aufgrund der Unwissenheit über die Firmenabläufe und Sachverhalte sonst ergeben. 

Pflegen Sie Ihre Netzwerke bereits von Beginn an. Ein Geburtstagsgruß oder der Wunsch für einen guten Feierabend ist ein kleiner, aber wertvoller Beitrag für den Aufbau des Netzwerks.

Achtung: Vorsicht ist geboten bei der Weitergabe von Informationen in den ersten Tagen im Job. In vielen Fällen kann der neue Mitarbeiter noch nicht beurteilen, ob eine bestimmte Information weitergegeben werden darf.

Problematische Netzwerke

Achten Sie bei Ihrem Netzwerk darauf, dass Sie sich mit positiven Menschen umgeben und selbst positiv sind. Halten Sie sich fern von ständigen Nörglern, die jede Idee schlecht reden oder unpassend über Kollegen reden.


Vorsicht bei Verbesserungsvorschlägen

Neue Mitarbeiter hinterfragen idealerweise die täglichen Aufgaben und Routinearbeiten, weil sie diese im Gesamtzusammenhang erfassen müssen. Nur dadurch kann gewährleistet werden, dass eine schnelle Einarbeitung und eine gute Mitarbeit erfolgen kann. Hierbei ergeben sich für den neuen Mitarbeiter Ansätze zur Optimierung des Arbeitsprozesses. Eine übereilte Aufforderung an die Kollegen: „Sie können Ihren Arbeitsablauf noch vereinfachen, wenn Sie es wie folgt machen“ ist zwar eine gut gemeinte Hilfestellung, kann aber leider auch schnell als Angriff gewertet werden. Damit sagen Sie langjährigen Mitarbeiten unter Umständen ungewollt: „Sie hätten es seit Jahren besser machen können“ Vermeiden Sie deshalb übereilte Vorschläge, wenn Sie nicht explizit danach gefragt wurden. Beachten Sie bei allen Fragen und Antworten Ihre Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern und deren Leistung.


Das „DU“

Mit dem “Du“ verbinden viele Menschen eine persönliche Vertrautheit, die ihnen auch eine gewisse Sicherheit bietet. Doch hier ist Vorsicht geboten. In Betrieben gibt es die unterschiedlichsten Gepflogenheiten. Manchmal gehört das „Du“ zur Unternehmenskultur, in anderen Firmen wird es nur unter Personen der gleichen Hierarchie verwendet. Nutzen Sie daher immer zunächst die förmliche Anrede „Sie“ bis man Ihnen das „Du“ anbietet.

Besonderheit: Wenn Sie als Neuling in eine Firma hineinkommen und Führungsaufgaben wahrnehmen, so gebietet sich in vielen Fällen das „Sie“. Damit halten Sie eine persönliche Distanz zu Ihrem Gesprächspartner. Sie werden auch im Laufe Ihrer Tätigkeit feststellen, dass es nicht immer des Duzens bedarf, um eine geschäftliche Verbundenheit zu erlangen.

Geschätzter Umgang zu Mitarbeitern und Kollegen

Motivieren Sie Ihre Mitarbeiter und Kollegen durch ein Lob oder einen ehrlich gemeinten Dank. Schätzen Sie die erbrachten Leistungen. Sie erhalten dadurch ein gutes Ansehen und man ist gerne bereit, Sie zu unterstützen. Sie tragen damit zu einem besseren Betriebsklima bei und sorgen fast automatisch dafür, dass man auch über Sie positiv spricht.


In den ersten Tagen im neuen Unternehmen ist es verständlich, dass Sie noch nicht die Sicherheit der langjährigen Mitarbeiter haben. Das wird man Ihnen in den ersten Tagen nachsehen. Die meisten Kollegen werden zu schätzen wissen, welche positive Weiterentwicklung Sie in den letzen Tagen, Wochen und in den ersten 100 Tagen genommen haben.

Arbeitsvorbereitung und Durchführung

Eine gute Vorbereitung hilft Ihnen bei der Durchführung Ihrer Aufgaben – egal, ob Sie die gestellte Aufgabe alleine oder im Team angehen. 

Versetzen Sie sich bei Ihren Überlegungen immer in die Situation Ihres Gesprächspartners, der Ihnen die Aufgabe übertragen hat. So erkennen Sie am besten, welche Erwartungen an Ihre Arbeit gestellt werden.

Achten Sie darauf, welche und wie viele Arbeiten Ihnen übertragen werden. Manchmal geben Mitarbeiter an die „Neuen“ die unliebsamen Aufgaben weiter. Das kann schnell zu einer Überlastung führen. Sagen Sie dann auch einmal „Nein“ zu einer Aufgabe.

Arbeiten mit und für Vorgesetzte

Durch direkte Tätigkeiten für Ihren Vorgesetzten gewinnt dieser einen guten Einblick in Ihre Arbeitsleistung. Umso wichtiger ist es, auch hier einen positiven Eindruck zu hinterlassen.

In den meisten Fällen werden Ihre Arbeiten zu Beginn korrigiert – das liegt aber in vielen Fällen nicht an Ihrer mangelhaften Arbeit. Jeder Vorgesetzte möchte die Ergebnisse so dargestellt bekommen, wie er Sie am besten weiterverwerten kann. Diese „richtige“ Darstellung bedarf ein wenig Übung und Hintergrundwissen.

Nutzen Sie gemeinsame Fahrten mit Ihrem Chef zum Gedankenaustausch, z.B. auf der Fahrt zu einem Kunden. Hiermit schaffen Sie eine weitere gute Basis der Zusammenarbeit.

Häufig haben Sie mit mehreren Vorgesetzten zu tun, die gleichrangig weisungsbefugt sind. Achten Sie darauf, dass Ihr „Hauptchef“ bei einer Entscheidung nicht übergangen wird. Das könnte der Vertrauensbasis und einer gute Zusammenarbeit schaden.

Die Selbstkontrolle als Bilanz

Notieren Sie sich in regelmäßigen Abständen schriftlich Ihre Aufgaben, Ihre Leistungen und Ihre Erfolge. So haben Sie stets einen Überblick, was Sie zum Erfolg des Unternehmens im Rahmen Ihrer Möglichkeiten beigetragen haben.

Notieren Sie sich auch, welche Fehler Sie gemacht haben und wie Sie diese beim nächsten Mal vermeiden können.

Vereinbaren Sie mit Ihrem Chef Feedback-Gespräche, um eine Einschätzung Ihrer Leistung aus seiner Sicht zu erhalten. Diese Informationen können Sie dann in Ihre zukünftigen Arbeiten einfließen lassen.

Zu guter Letzt

In den ersten 100 Tagen legen Sie einen bedeutenden Grundstein für Ihren Werdegang im neuen Unternehmen. Nutzen Sie jeden einzelnen Tag um sich von Ihrer Schokoladenseite zu zeigen. Knüpfen Sie Kontakte, hinterfragen Sie Neues, zeigen Sie Engagement und Interesse für Ihre neue Tätigkeit. Damit sind Sie auf einem guten Weg – auch über die ersten 100 Tage hinaus.

Viel Erfolg und gutes Gelingen!


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